Endlich symptomfrei: Hyposensibilisierung (Immuntherapie) bei Pollenallergie

Die wichtigste Säule der Pollenallergie-Behandlung ist die Immuntherapie. Nur sie kann die Allergie von Grund auf heilen und dadurch Folgebeschwerden (z. B. chronische Atemwegserkrankungen) vorbeugen und Symptome lindern.

Zwar kommen der Allergenreduktion (Allergen = allergieauslösender Stoff) sowie der symptomatischen Behandlung mit Medikamenten wichtige Rollen beim Management der Pollenallergie zu, die wichtigste Strategie in der Behandlung ist jedoch die Immuntherapie (Hyposensibilisierung). Die Immuntherapie ist die einzige Maßnahme, die eine Pollenallergie von Grund auf ursächlich therapiert und damit natürlich auch die Symptome langfristig bessert bzw. im Idealfall gänzlich beseitigt.

Warum zur “Allergie-Impfung”?

Die Immuntherapie ist nicht nur die einzig ursächliche Behandlungsmethode bei einer Pollenallergie, sie schützt auch vor gefährlichen Verschlechterungen der Symptome, der Ausweitung des Allergiespektrums, und vor einem so genannten “Etagenwechsel”: Davon spricht man, wenn zusätzlich zum allergischen Schnupfen (Allergische Rhinitis) auch allergisches Asthma hinzukommt. Daneben kann auch der Entstehung von Kreuzallergien vorgebeugt werden. Eine Kreuzallergie liegt dann vor, wenn der Körper plötzlich auch auf Stoffe allergisch reagiert, die dem ursprünglichen Allergen nur ähnlich sind. Bei Birkenpollen-Allergiker:innen etwa kommt es häufig zu Kreuzreaktionen mit Nüssen, rohen Äpfeln, Steinobst oder rohen Karotten, da sie Proteine enthalten, die den Allergenen in Birkenpollen ähnlich sind. Die genannten Nahrungsmittel können dann ein „orales Allergiesyndrom“ auslösen: Jucken, Kribbeln, evtl. auch Schwellungen von Lippen, Zunge, Mund- und Rachenschleimhaut.

Moderne Immuntherapie erleichtert Behandlung enorm

Viele Pollenallergiker:innen machen einen Bogen um die Hyposensibilisierung. Einer der Hauptgründe dafür: Sie dauert. Drei bis fünf Jahre sind es, die die Immuntherapie typischerweise benötigt, um die Allergie grundlegend zu kurieren und weitgehende Symptomfreiheit zu erzielen. Deshalb wird häufig lieber zu schnell symptomlindernden Mitteln gegriffen und die Ursachen-Therapie aufs immer nächste Jahr verschoben. Doch die Immuntherapie ist in den letzten Jahren weitaus komfortabler für Betroffene geworden: Was früher eine intensive Behandlung über mehrere Wochen hinweg jedes Jahre bedeutet hat, kommt nun mit wenigen Injektionen aus. Modernste Präparate zur Immuntherapie werden z. B. in nur 4 Injektionen (über vier bis fünf Wochen) pro Behandlungsjahr (insg. drei bis fünf Jahre) verabreicht, um denselben Effekt zu haben wie frühere Verfahren. Diese “Allergie-Impfung” wird in der dermatologischen Praxis verabreicht und bewirkt meist schon in der ersten Saison eine deutliche Symptomlinderung. Die Hyposensibilisierung wird am besten in der allergiesymptomfreien Zeit begonnen, jedenfalls aber so, dass sie vor Beginn der individuellen Pollensaison abgeschlossen ist. Je weniger Allergien vorhanden sind, desto höher sind die Chancen auf eine gute Wirksamkeit der Immuntherapie.

Orale Immuntherapie: korrekte Anwendung entscheidend

Eine weitere Form der Hyposensibilisierung ist die sublinguale (orale) Immuntherapie: Hierbei werden Tropfen oder Tabletten mit bestimmter Allergendosis eingenommen, die - genau wie die Allergie-Spritze - eine Gewöhnung bewirken. Es handelt sich dabei also um eine Allergie-Impfung in oraler Form. Ein Vorteil ist es, dass die Tabletten selbstständig eingenommen werden. Nach einer ersten Einnahme unter ärztlicher Aufsicht kann die weitere Therapie in Eigenregie zuhause erfolgen (Bernstein 2016). Entscheidend dabei ist: Die Tablette wird unter die Zunge gelegt und löst sich dort auf. Das Präparat wird also über die Mundschleimhaut aufgenommen. Bloßes Schlucken macht die Tablette wirkungslos, da das enthaltene Therapieallergen durch die Magensäure zerstört wird. Die Tabletten müssen über einen langen Zeitraum durchgehend eingenommen werden, um den gewünschten Effekt zu erzielen, d. h. um den Körper an das Allergen zu gewöhnen und die Symptome dauerhaft zu lindern. Auch hier gilt: Ein Minimum von drei Jahren Behandlungsdauer muss sein, um einen langanhaltende Therapieerfolg zu erzielen (Bousquet 2020).

Tabletten für häufigste Allergien verfügbar

Die sublinguale Immuntherapie in Tropfenform ist für sehr viele Allergene verfügbar, in Tablettenform ist sie vor allem für die häufigsten Allergene erhältlich: aktuell für Birken-, Gräser- und Ragweedpollen (sowie für Hausstaubmilben). Als Nebenwirkungen der Einnahme können lokaler, oraler Juckreiz und kurzzeitige Schwellungen im Mund-/Rachenraum innerhalb der ersten Tage nach Therapiebeginn auftreten (Bernstein2016). Diese klingen aber normalerweise nach ein bis zwei Wochen wieder ab. Zur Linderung dieser eventuell unangenehmen Symptome kann eine vorübergehende Einnahme von Antihistaminika-Tabletten ärztlich verordnet werden.