Inkontinenz bei der Frau: Diese Medikamente helfen

Die weibliche Inkontinenz kann bei Bedarf mit verschiedenen Medikamenten behandelt werden. Welche das sind (z. B. Antimuskarinika, GAG-Ersatztherapie), wie sie wirken und worauf dabei zu achten ist.

Je nach Art der Inkontinenz unterscheidet sich, welche Medikamente zum Einsatz kommen können. Lange bestand die Annahme, dass nur die Dranginkontinenz effektiv medikamentös behandelt werden kann (DEGAM 2004), doch mittlerweile werden drei Inkontinenzformen in unterschiedlichem Umfang und Wirkprofil mit Medikamenten behandelt (AWMF 2019).

Medikamente gegen Inkontinenz

Eine Überaktive Blase kann oral mit Anticholinergika (auch Antimuskarinika genannt) therapiert werden. Die Wirkstoffe (z. B. Oxybutynin, Darifenacin) hemmen die Muskulatur der Harnblasenwand, wodurch der plötzliche Harndrang und die unkontrollierte Blasenentleerung reduziert werden. Ein noch recht neuer Wirkstoff ist der ß-3-Adrenozeptor-Agonist Mirabegron, der bei Überaktivität die Kontraktion des Detrusor-Muskles (Muskelsystem der Harnblase) verringert. Die AWMF-Leitlinie empfiehlt den Einsatz des Wirkstoffs besonders bei Patient:innen, die nicht ausreichend auf Anticholinergika ansprechen oder bei denen andere Gründe gegen deren Anwendung sprechen (AWMF 2019). Bei geschädigter Blasenschleimhaut ist auch eine GAG-Ersatztherapie (Glycosaminoglycan) mittels Injektion möglich: Diese hat zum Ziel, die geschädigte Blasenschleimhaut wieder herzustellen und so damit einhergehende Funktionsstörungen zu beheben. Bei Belastungsinkontinenz kann der Wirkstoff Duloxetin angewendet werden: Dabei handelt es sich um ein Antidepressivum, das jedoch auch auf die Blasenschließmuskulatur wirkt und so die Inkontinenz-Episoden deutlich reduzieren kann. Bei chronischer Harnretention können Cholinergika verordnet werden, die die Harnblasenentleerung anregen. Alle Harninkontinenzformen übergreifend kann auch die Gabe des synthetischen Hormons Desmopressin (kurz DDAVP) überlegt werden (AWMF 2019). Alle erwähnten Wirkstoffe können auch mit Nebenwirkungen einhergehen, weshalb die Gabe immer gut abgewogen und auf den individuellen Fall abgestimmt werden muss. Ergänzendes Blasentraining und/oder Beckenbodentraining kann in vielen Fällen ebenfalls dabei helfen, die Beschwerden in den Griff zu bekommen.

Behandlung der Inkontinenz mit Botox

Neben oraler Medikation kann in bestimmten Fällen - z. B. bei Überaktiver Blase oder Blasenentleerungsstörungen - auch Botulinumtoxin (Botox) gute Therapieerfolge erzielen. Das Neurotoxin Botox wird mittels Spritze in die Harnblasenwand injiziert und wirkt, indem es die Harnblasenkontraktion hemmt. Dadurch kann eine größere Harnmenge in der Blase gespeichert werden - so werden die Inkontinenz- und Drangepisoden als auch die Frequenz des Urinierens am Tag und in der Nacht deutlich reduziert (Duthie 2011, AWMF 2021). Die Injektion wird an mehreren Stellen des Blasenmuskels und meist bei Vollnarkose vorgenommen. Bis die volle Wirkung erreicht ist, dauert es etwa ein bis zwei Wochen. Sie hält dann einige Monate an. Die häufigste Nebenwirkung der Botox-Behandlung ist die Restharnbildung, die unter Umständen einen Katheter bzw. eine Harnblasendrainage erfordert (AWMF 2019).