Inkontinenz beim Mann: Wie hilft eine Operation?

In bestimmten Fällen und nach dem Ausschöpfen nicht-operativer Behandlungsmethoden kann eine chirurgische Therapie der Harninkontinenz in Erwägung gezogen werden. Welche Operationen zur Behandlung der Inkontinenz beim Mann zur Verfügung stehen und wann sie eingesetzt werden.

Operative Behandlung der Inkontinenz nach Prostatektomie

Bei Männern kommt es häufig nach Prostata-Erkrankungen und -Behandlungen - z. B. nach radikaler Prostatektomie (vollständige Entfernung der Prostata samt ggf. Prostatakrebs) - zu Harninkontinenz (Irwin 2019). Je nach individuellem Fall und Risikoprofil kann ein operatives Vorgehen erwogen werden. Jedoch sind es nicht ausschließlich vorangegangene Operationen oder Behandlungen der Prostata, die eine operative Therapie der Inkontinenz zum Thema werden lassen.

Inkontinenz beim Mann mit Bulking Agents, Schlinge und Ballons behandeln

Mögliche Eingriffe sind etwa die Injektion von urethralen Füllstoffen (Bulking Agents), verstellbare Ballonvorrichtungen, Harnröhrenschlingen für Männer oder ein künstlicher Harnröhrenschließmuskel (Sandhu 2019). Bulking Agents (z. B. Silikon) werden v. a. bei Stressinkontinenz eingesetzt: Sie werden mittels Injektion verabreicht und dienen der Einengung der Harnröhre (Urethra). Bei leichter bis mittelschwerer Stressinkontinenz können auch Kompressionsvorrichtungen (Ballons) eingesetzt werden: Diese drücken die Harnröhre bis zu einem gewissen Grad zusammen, wodurch dem Harndrang bzw. dem Druck der Harnblase besser standgehalten werden kann. (Mehr zu den Arten von männlicher Inkontinenz). Bei dem Eingriff werden zwei Ballons auf jeder Seite der Harnröhre eingesetzt und mit individuell angepasster Flüssigkeitsmenge gefüllt. In manchen Fällen kommt es zu Komplikationen, die ein Entfernen der Ballons notwendig machen (Sandhu 2019). Ein sehr ähnliches Behandlungsziel hat eine so genannte “Schlinge”, die operativ eingesetzt wird: Sie unterstützt die Harnröhre dabei, dem Druck der Harnblase besser standzuhalten und reduziert bzw. verhindert so den ungewollten Urinverlust. Bei der überaktiven Blase kann es notwendig sein, neurologisch eingreifen: Implantierbare Elektroden etwa stimulieren jene Nerven, die für die Kontraktion der Blasenmuskulatur verantwortlich sind (Pearlman 2020).

Invasivere Methoden, die nur bei hartnäckigen Fällen von Harninkontinenz eingesetzt werden, sind etwa der Verschluss des Blasenhalses und der Harnröhre mithilfe eines Katheters oder Stomas (künstlicher Harnausgang) (Pearlman 2020). Bei stark ausgeprägter Inkontinenz und wenn andere Behandlungsoptionen erfolglos bleiben, dann kann auch ein künstlicher Blasenschließmuskel (Sphinkter) eingesetzt werden: Dabei wird eine aufblasbare Druckmanschette eingesetzt, die die Harnröhre an der entsprechenden Stelle verschließt. Der Druck wird je nach Bedarf eingestellt.