Pollenallergie: Symptome, Diagnose, Behandlung

Laufende Nase, Niesen, Juckreiz im Gesicht? Und das vor allem zu bestimmten Jahreszeiten? Schuld könnte eine Pollenallergie sein. Lesen Sie nach, wie Sie die häufig unterschätzte Pollenallergie erkennen, eine gesicherte Diagnose erhalten und warum die möglichst frühe ursächliche Therapie (Immuntherapie oder Hyposensibilisierung) so entscheidend ist.

Häufige chronische Erkrankung: Ursachen und Auswirkungen

Eine Pollenallergie entsteht dann, wenn das Immunsystem auf bestimmte Pflanzenpollen (genauer: auf bestimmte Eiweiße im Pollen) überschießend reagiert. Das Immunsystem löst eine allergische Reaktion aus - und zwar auf einen Stoff, der eigentlich harmlos und unschädlich für den Organismus wäre. Die Gründe, weshalb es zu einer Pollenallergie oder einer Allergie generell kommt, sind nicht vollständig geklärt: Bekannte Risikofaktoren sind Vererbung - z. B. wenn enge Verwandte ebenfalls an einer (Pollen-)Allergie leiden - sowie Rauchen und Passivrauch. Daneben spielen auch zahlreiche Umweltfaktoren eine Rolle: darunter Luftverschmutzung und intensiveres Pollenaufkommen aufgrund des Klimawandels (s. Absatz “Pollenallergie auch im Winter”). Neuesten Studien zufolge sieht es so aus, als würden begünstigende Umweltfaktoren wie Luftverschmutzung und Passivrauch (Bousquet 2020) zwar nicht unbedingt das Entstehungsrisiko erhöhen, hingegen jedoch - speziell im Fall der Luftverschmutzung (Burte 2020) - die Ausprägung der Symptome verstärken.

Die symptomatische Erkrankung, die durch eine Pollenallergie ausgelöst wird, nennt man Allergische Rhinitis oder Allergischer Schnupfen. Die allergische Rhinitis ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen, die in manchen Industrieländern bis zu 50 Prozent der Bevölkerung betrifft (Bousquet 2008). Sie wird auch durch andere Allergien ausgelöst, z. B. die gegen Hausstaub (genauer: gegen den Kot der Hausstaubmilbe), Schimmelpilzsporen oder tierische Allergene. Die allergische Rhinitis stellt weltweit eine große Belastung für die Gesundheitssysteme dar und ist ein häufiger Grund für Einschränkungen im Berufs- und Privatleben (Vandenplas 2018). Bei Betroffenen, bei denen die Symptome stark ausgeprägt sind, leidet die Lebensqualität in der Allergiezeit oftmals stark.

Was ist der Unterschied zwischen Pollenallergie, Heuschnupfen und allergischem Schnupfen?

Die Begriffe Pollenallergie, Heuschnupfen und allergischer Schnupfen (Rhinitis) werden oft Synonym gebraucht. Genau definiert gilt: Die Pollenallergie ist die Ursache und die allergische Rhinitis ist die symptomatische Erkrankung, die durch ebendiese Allergie (und andere) ausgelöst wird. Im Fall einer Pollenallergie als Ursache spricht man auch häufig von “Heuschnupfen”. 

Der Heuschnupfen bzw. die allergische Rhinitis meldet sich dann, wenn es zum Kontakt mit dem Allergen (Pflanzenpollen) kommt. Das Immunsystem hat den Pollen in der Vergangenheit fälschlicherweise als gefährlich eingestuft und Antikörper dagegen gebildet. Bei erneutem Kontakt reagiert der Körper dann allergisch, indem er Histamin und andere Stoffe (z. B. Prostaglandine) freisetzt. Diese Stoffe wirken auf die sensorischen Nerven, das Gefäßsystem und die Drüsen der Nase, und lösen die unangenehmen Symptome aus (Bousquet 2020).

Symptome erkennen: Habe ich eine Pollenallergie?

Die Pollenallergie zeigt sich häufig in Form von Schnupfen (anfangs “Fließschnupfen” mit laufender Nase, in weiterer Folge „blockierte Nase“ mit behinderter Nasenatmung), Juckreiz (z. B. in Nase, Augen, Ohren, Mund, Rachen), Niesen, tränenden Augen, Kopfschmerzen, (Tages-)Müdigkeit, Husten und Kurzatmigkeit bei Belastung (z. B. Sport, Stiegensteigen). Treten diese Symptome immer wieder zu derselben Jahreszeit auf, so kann dies ein weiterer entscheidender Hinweis sein. Bleibt die Allergie länger unerkannt bzw. unbehandelt, so kann es auch zur Entstehung von allergischem Asthma als ein Symptom kommen. Man spricht dann von einem „Etagenwechsel“, weil sich die Allergie von den oberen Atemwegen auch in die unteren Atemwege ausgedehnt hat.

Ausgelöst wird die beschriebene allergische Rhinitis von Antikörpern (spezifische Immunglobuline E oder “IgE”), die sich gegen einen als gefährlich eingestuften Stoff richten. Dieser Mechanismus tritt dann in Kraft, wenn das Allergen mit dem Organismus in Kontakt kommt, meist über die Schleimhäute Atemwege beim Einatmen (Bernstein 2016). Die allergische Reaktion kann aber auch über Hautkontakt ausgelöst werden, besonders dann, wenn die Barrierefunktion der Haut geschädigt ist (z. B. bei der atopischen Dermatitis). Um eine allergische Rhinitis zu bestätigen, muss ein ärztliches Gespräch und eine entsprechende Allergietestung (z. B. in der dermatologischen Praxis) erfolgen. Durch die Testung können konkrete Allergene bestimmt werden (sofern vorhanden), um die Allergie in weiterer Folge möglichst gut zu behandeln.

Pollenallergie auch im Winter möglich

Aufgrund der klimatischen Veränderungen verlängert sich die Pollensaison. Kürzere Winter und allgemein steigende Temperaturen führen dazu, dass die Pollensaison tendenziell früher beginnt und länger andauert bzw. intensiver ausfällt. Wer nicht nur gegen eine Art von Pollen allergisch ist, könnte einige Monate oder gar den Großteil des Jahres an Symptomen leiden - auch bis in den Winter hinein. Bestimmte Bäume blühen sogar nur im Winter und lösen zwischen etwa Dezember und März Symptome aus: die Purpurerle, die Erle und die Hasel (Pollenkalender der MedUni Wien). Das bedeutet also: Eine Pollenallergie zeigt sich nicht immer nur in den Frühlings- und Sommermonaten.

Diagnose dank Allergietest (Prick-Test)

Um die Diagnose einer Pollenallergie zu sichern, erfolgt zunächst ein ausführliches ärztliches Gespräch bei allergologisch geschulten Fachärzt:innen (z. B. Dermatolog:innen). Die Schilderung der Symptome (z. B. Rhinitis), andere Auffälligkeiten wie z. B. Zeitpunkt des Auftretens und eine körperliche Untersuchung können bereits wichtige Hinweise geben, ob es sich um eine Allergie handeln kann. Bei Verdacht auf eine (Pollen-)Allergie, wird in der Regel zuerst ein “Prick-Test” durchgeführt, häufig gefolgt von einer Blutabnahme, um nach spezifischen Antikörpern (IgE-Antikörper) zu suchen (Bousquet 2020).

Beim Prick-Test werden wässrige Lösungen mit winzige Mengen verschiedener möglicher Allergene, z. B. unterschiedliche Pflanzenpollen, auf die Innenseite des Unterarms aufgetropft. Danach wird an den entsprechenden Stellen die Haut minimal eingeritzt. Nach einer Wartezeit von etwa 20 Minuten zeigt sich, ob einer oder mehrere der Teststoffe eine (milde) allergische Reaktion vom “Soforttyp” provozieren - in Form von Rötung oder Quaddeln. (Vom “Soforttyp” oder von einer “Typ-1-Immunreaktion” spricht man, wenn die allergische Reaktion sofort bzw. sehr kurz nach Allergenkontakt auftritt.) Im Rahmen des Prick-Tests wird auf die häufigsten Allergene getestet: neben Pollenallergenen meist auch auf Hausstaubmilben(kot), Schimmelpilzsporen und häufige Tierallergene. In manchen Fällen können auch andere Tests und Untersuchungen zum Einsatz kommen, z. B. ein Provokationstest (in spezialisierten Zentren): dabei wird eine kleine Dosis des vermuteten Allergens auf die Nasenschleimhaut aufgebracht. Fällt die Allergietestung negativ aus, so leiden Betroffene mit höchster Wahrscheinlichkeit an einer nicht-allergischen Rhinitis, die durch zahlreiche infektiöse und nicht-infektiöse Ursachen entstehen kann (Bousquet 2020). 

Vor der Durchführung eines Prick-Tests zu beachten: Die Haut muss an den Teststellen (in der Regel die Innenseite der Unterarme) frei von Ausschlägen sein. In den letzten 48 bis 72 Stunden vor Testung dürfen keine Kortisonsalben oder andere immunmodulierende Substanzen aufgetragen worden sein. Weiters dürfen Antihistaminika-Tabletten ab drei Tage vor Testung nicht mehr eingenommen werden, orale Kortison-Präparate müssen bis zu einer Woche vor der Testung (abhängig von der Dosis) abgesetzt werden. Bei Nichtbeachtung kann es zu falsch-negativen Ergebnissen bzw. zu einem diagnostisch nicht verwertbaren Hauttest kommen.

Was tun gegen eine Pollenallergie?

Die Therapie der Pollenallergie basiert in der Regel auf drei Säulen: 1. reduzierter Allergenkontakt, 2. symptomatische Behandlung mit Antihistaminika (oral oder als Nasenspray und Augentropfen) oder topischen Kortisonpräparaten (z. B. Nasenspray, Augentropfen, Sprays für die Lunge), 3. spezifische Immuntherapie, auch Hyposensibilisierung genannt (Bousquet 2008). In vielen Fällen wird das Hauptaugenmerk auf die Behandlung der Symptome (mit pharmazeutischen oder Hausmitteln) und/oder auf die Vermeidung/Reduktion der Allergene (z. B. wenig Aufenthalt im Freien bei Pollenflug, Tragen von Mund-Nasen-Schutz, Pollenfilter im Auto) gelegt. Bei bestimmten bzw. mehreren Allergien kann es jedoch schwierig sein, die Allergieauslöser konsequent zu vermeiden (Wise 2018).

Was dabei auf der Strecke bleibt, ist die wirklich ursächliche Therapie der Allergie, die einzig durch die Immuntherapie erfolgen kann. Eine solche Immuntherapie ist besonders dann anzuraten, wenn die Symptome durch Allergenreduktion und Symptomtherapie nicht gut kontrollierbar sind (Bousquet 2019), was in vielen Fällen der Fall ist (Wheatley 2015). Davon abgesehen sprechen weitere Gründe für eine Hyposensibilisierung: das Vorbeugen einer Symptomverschlimmerung, einer Ausweitung des Allergiespektrums und der Entwicklung eines allergischen Asthmas.