Scheidenpilz: Symptome, Diagnose, Behandlung

Der Scheidenpilz (Vaginalpilz) ist eine besonders häufige gynäkologische Diagnose. Je nachdem, ob die Pilzinfektion akut oder chronisch auftritt, bieten sich unterschiedliche Behandlungsoptionen an, die die lästigen Beschwerden lindern.

Was ist ein Scheidenpilz?

Vaginale Pilzinfektionen (Scheidenpilz) sind eine der häufigsten Ursachen für den Besuch in einer gynäkologischen Praxis. In 85-90 Prozent der Fälle werden diese Infektionen durch den Hefepilz Candida albicans hervorgerufen. Dieser ist an sich ein häufiger und normalerweise nicht krankheitserregender Bestandteil des vaginalen Milieus (Spence 2010). Nimmt er aufgrund eines Ungleichgewichts jedoch überhand, so entsteht ein Problem. Grundsätzlich muss zwischen einer akuten und einer chronisch-rezidivierenden Scheidenpilz-Infektion (RVVC) unterschieden werden. Das Leitsymptom ist meist der vaginale Juckreiz, jedoch treten häufig auch brennende Schmerzen und ein Wundgefühl auf. Auch Ausfluss, der unter Umständen unangenehm riecht, kann vorhanden sein. Von einer RVVC wird dann gesprochen, wenn es innerhalb eines Jahres mindestens vier Krankheitsepisoden gibt. Bei der chronischen Verlaufsform ist im Gegensatz zum sporadischen Auftreten die vaginale Flora oft stark aus dem Gleichgewicht geraten. Die chronisch-rezidivierende VVC betrifft rund 10-15 Prozent aller Frauen weltweit (Denning 2018; Blostein 2017). Die Diagnose wird auf Basis der klinischen Beschwerden und des mikroskopischen Nachweises von Hyphen (Pilzbestandteile) gestellt. 

Wie entsteht die Pilzinfektion?

Verschiedene Faktoren begünstigen die Entstehung eines Scheidenpilzes: dazu zählen vor allem lokal geschwächte Abwehrmechanismen, genetische Faktoren, Allergien, hoher Blutzuckerspiegel (z. B. bei Diabetes mellitus), Antibiotika-Einnahme, psychosozialer Stress, Östrogene und sexuelle Aktivität. Meist kann jedoch kein isolierter Auslöser gefunden werden. Nur selten werden Pilzarten abseits des Candida albicans nachgewiesen: zum Beispiel C. glabrata, C.tropicalis, C. krusei oder C. parapsilosis. Meist sind die Beschwerden bei diesen Pilzarten milder und treten gehäuft in der Schwangerschaft, nach Antibiotikatherapie oder bei jenen Frauen auf, die einen niedrigeren Östrogenspiegel aufweisen (z. B. vor der Pubertät oder während der Menopause oder Wechseljahre). Auch ein erhöhter Östrogenspiegel kann ursächlich sein und den Scheidenpilz begünstigen, z. B. bei Einnahme der Antibabypille oder während einer Hormonersatztherapie. 

Bitte nicht: Scheidenpilz selbst behandeln

Viele Frauen, die einen Scheidenpilz vermuten und deshalb ein entsprechendes rezeptfreies Produkt anwenden, haben tatsächlich gar keine Pilzinfektion. Dies führt dazu, dass keine Besserung eintritt und es zu einer Verzögerung der Diagnose und der passenden Behandlung kommt (Ferris 2002). Es sollte also immer nur nach einer ärztlich gesicherten Diagnose behandelt werden, um Nebenwirkungen und Resistenzbildungen zu vermeiden (AWMF 2020) und um die Beschwerden auch tatsächlich zu lindern. Eine mikrobiologische Untersuchung (Pilzkultur) kann die genaue Pilzart bestimmen und darüber hinaus etwaige, individuelle Medikament-Resistenzen identifizieren. So kann die Medikation ganz gezielt ausgewählt werden. 

Was sind die Ursachen für einen Scheidenpilz?

Kommt es zu einem Ungleichgewicht der gesunden Vaginalflora, können sich Hefepilze (z. B. Candida albicans) ausbreiten und ein Scheidenpilz entsteht. Etwa 70-75 Prozent der ansonsten gesunden Frauen entwickeln zumindest einmal im Leben eine solche Pilzinfektion oder vulvovaginale Candidose (VVC). Das sind rund 3.700 Erkrankungsfälle pro 100.000 Frauen zwischen 15 und 54 Jahren. Patientinnen mit Diabetes mellitus leiden häufiger unter einer VVC. Auch die Therapie ist bei Diabetikerinnen erschwert, wenn sich der Blutzuckerspiegel nicht im Normalbereich befindet. Die Ursache dafür: Ein erhöhter Blutzuckerspiegel im Vaginalgewebe erhöht die Pilzanhaftung, das Pilzwachstum und vereinfacht es den äußersten Vaginalzellen, Hefen zu binden. 

Auch hormonelle Faktoren spielen eine Rolle: So kann das unter Östrogeneinwirkung gespeicherte Glykogen (eine Form von Kohlenhydrat) den Pilzen als Nährstoff dienen und ihre Ausbreitung fördern. Verhütungsmittel, die reich an Östrogen sind, können die Entstehung eines Scheidenpilzes ebenfalls fördern. In Familien mit gehäuft auftretender chronischer VVC wurden vor allem genetische Faktoren beschrieben, die die Infektion begünstigen. Ein geschwächtes Immunsystem, wie es bei immunsupprimierten Patientinnen (etwa aufgrund bestimmter Vorerkrankungen oder medizinischer Behandlung) vorhanden ist, erhöht das Risiko ebenfalls. Auch Stress, Lebensstilfaktoren, eine übertriebene Intimhygiene, synthetische und eng anliegende Kleidungsstücke, Schwitzen und die Anwendung von luftdichten Slipeinlagen oder Binden können Pilzinfektionen begünstigen (AWMF 2020). 

Scheidenpilz nach Antibiotika und in der Schwangerschaft

Auch eine Antibiotikatherapie kann zu einer Pilzinfektion führen, da diese das Haut- bzw. Schleimhautmilieu so verändert, dass das Pilzwachstum begünstigt wird. Antibiotika töten nicht nur schädliche Bakterien ab sondern auch günstige. Dadurch kommt es leichter zu einem Ungleichgewicht der Darm- und in Folge auch der Vaginalflora. So haben Pilze leichteres Spiel. Scheidenpilz-Infektionen sind während der Schwangerschaft häufig mit Gestationsdiabetes (Schwangerschaftsdiabetes) assoziert. Das Vorhandensein eines Schwangerschaftsdiabetes und eine abnormale Vaginalflora sind darüber hinaus auch mit ungünstigen Schwangerschaftsereignissen in Zusammenhang gebracht worden: etwa mit vorzeitigem Blasensprung, vorzeitiger Entbindung und mit diversen Wochenbett-Komplikationen.

Symptome: Wie erkenne ich einen Scheidenpilz?

Die häufigsten Symptome des Scheidenpilzes sind ein starker Juckreiz und ein brennendes Gefühl im Bereich der Scheide und eventuell auch im äußeren Genitalbereich. Juckreiz ist das Hauptsymptom der vulvovaginalen Candidose (VVC), wobei jedoch nicht alle Frauen, die Juckreiz verspüren, tatsächlich an einem Scheidenpilz erkrankt sind. So haben nur 35-40 Prozent jener Frauen, die Juckreiz als Beschwerde angeben, auch eine VVC. Neben dem Juckreiz geben Betroffene auch vaginale Rötungen, Wundheitsgefühl, Brennen, Schmerzen beim Wasserlassen und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr an.

Auch der vaginale Ausfluss kann verändert sein: So ist die Konsistenz zu Beginn einer VVC oft dünnflüssig bis flockig, in einigen Fällen ist er aber auch weißlich-klumpig. Bei einer chronischen Scheidenpilz-Infektion kann dieses Symptom oft ausbleiben bzw. können die Symptome in sehr milder Form auftreten. Im Gegensatz zu einer bakteriellen vaginalen Infektion riecht der Scheidenausfluss bei einer VVC meist nicht unangenehm. Die kleinen Schamlippen können oftmals geschwollen sein und besonders beim chronischen Scheidenpilz kommen häufig brennende Einrisse der Haut (sogenannte Rhagaden) vor. Neben den typischen Symptomen einer VVC durch Candida albicans, verursachen Pilze wie z. B. C. glabrata, C. krusei oder C. parapsilosis nur milde klinische Symptome und Beschwerden. Die Symptome alleine sind zwar hinweisend für einen Scheidenpilz, dieser muss jedoch durch weitere Diagnostik bestätigt werden. Vor allem bei anhaltender Symptomatik und der chronischen Verlaufsform ist die Lebensqualität der Betroffenen oft deutlich eingeschränkt (AWMF 2020). 

Wie kann einem Scheidenpilz vorgebeugt werden?

Viele Maßnahmen können dabei helfen, dem Scheidenpilz vorzubeugen: Wichtig ist es etwa, die Scheide zwar gründlich, aber möglichst nur mit Wasser zu reinigen. Spezielle Waschlotionen werden nicht empfohlen, da diese die Scheidenflora stören und die Schleimhäute austrocknen können. Beim Toilettengang ist es wichtig, immer von vorne nach hinten zu wischen, um Pilze oder andere Keime aus dem Analbereich nicht in die Scheide zu bringen. Um Feuchtigkeit und damit ein infektionsbegünstigendes Klima zu vermeiden, ist es ebenso wichtig, luftdurchlässige Unterwäsche zu tragen und verschwitzte oder nasse Unterwäsche zügig zu wechseln. Auch sollten stets nicht-parfümierte und luftdurchlässige Slipeinlagen verwendet werden. Laktobazillen, z. B. in Form von Probiotika, können helfen, wenn das Scheidenmilieu aus dem Gleichgewicht geraten ist (Han & Ren 2021). Wird ein östrogenreiches Präparat zur Verhütung eingenommen und tritt Scheidenpilz häufig auf, so kann es sinnvoll sein, das Präparat zu wechseln. Bei Diabetikerinnen ist es wichtig, auf eine korrekte Blutzuckereinstellung zu achten, da eine schlechte das VVC-Risiko erhöhen kann. Generell sind ein gesunder, aktiver Lebensstil und genügend Schlaf zu empfehlen, um die Abwehrmechanismen zu stärken (AWMF 2020). 

Wie wird die Diagnose Scheidenpilz gestellt?

Zunächst wird der behandelnde Arzt bzw. die behandelnde Ärztin (meist Gynäkolog:in) Sie ausführlich über die Art der Beschwerden und etwaige Begleitsymptome (Juckreiz, Brennen, Ausfluss) befragen. Im Anschluss folgt eine körperliche Untersuchung der Scheide. In vielen Fällen zeigt sich ein weißer Belag, der den Verdacht verhärtet. Um jedoch ein genaueres Bild zu bekommen, ist eine mikroskopische Untersuchung notwendig. Dafür wird ein Abstrich der Scheide genommen und anschließend unter dem Mikroskop analysiert. Hierbei werden bei einer Scheidenpilz-Infektion Pilzfäden sichtbar. Die klinische Diagnose kann mitunter schwierig sein, denn: Trotz Candida-Nachweis und passender Symptomatik (z. B. Juckreiz) muss nicht immer ein Scheidenpilz vorliegen. Eine Candida-Besiedelung kann auch physiologisch vorhanden sein, ohne Beschwerden zu verursachen und eine Behandlung notwendig zu machen. Mittels weiterer Untersuchungen im Labor können auch andere Erkrankungen, wie eine bakterielle Vaginose oder eine Trichomoniasis-Infektion (sexuell übertragbare Erkrankung) ausgeschlossen werden (AWMF 2020). Eine mikrobiologische Untersuchung (Pilzkultur) ermöglicht eine genaue Bestimmung der Pilzart sowie Medikament-Resistenzen.

Ist ein Scheidenpilz ansteckend?

Die Erkrankung ist ansteckend und über Körperkontakt - besonders über intimen Kontakt - zwischen Menschen übertragbar. Die Behandlung asymptomatischer Sexualpartner:innen ist bei einem akuten Scheidenpilz nicht notwendig. Sollten Beschwerden auftreten oder Hefepilze an den Genitalien oder in z. B. Sperma nachgewiesen werden, so ist eine medikamentöse Behandlung angeraten.

Wie wird die Pilzinfektion behandelt?

Die Behandlung des Scheidenpilzes erfolgt ausschließlich konservativ, d. h. es kommen keine chirurgischen Methoden zum Einsatz. Da die Ursachen für den Scheidenpilz unterschiedlicher Natur sind, gilt es als erste Maßnahme, häufig auslösende Faktoren zu eliminieren bzw. entsprechend anzupassen. Der Scheidenpilz sollte je nach individuellen Bedürfnissen der Frau mit lokalen oder oralen Medikamenten behandelt werden. Ebenfalls entscheidend für die Behandlung ist die Frage, ob es sich um einen akuten oder um einen chronisch-redzidivierenden (= häufig wiederkehrenden) Scheidenpilz handelt. Tritt der Scheidenpilz während der Schwangerschaft auf, so sollte ausschließlich lokal therapiert werden (AWMF 2020).

Ein Überblick über die Behandlungsoptionen: