Hyperhidrose (übermäßiges Schwitzen): Symptome, Diagnose, Behandlung

Starkes Schwitzen unter den Achseln, an den Händen oder Füßen - und das auch an kühlen Tagen? Dahinter könnte die "Schwitzstörung" Hyperhidrose stecken. Wenn übermäßiges Schwitzen zur täglichen Belastung wird, dann solltest du dir medizinische Hilfe holen.

Du schwitzt, auch wenn du dich nicht anstrengst? Schweißflecken stehen bei dir an der Tagesordnung – und zwar bei jeder Temperatur? Dann könntest du unter Hyperhidrose leiden. Die sehr häufige Erkrankung betrifft Millionen Menschen weltweit und kann im Alltag stark belastend sein. Doch keine Sorge: Glücklicherweise gibt es viele Behandlungsmöglichkeiten, die helfen. Der erste Schritt ist der Arztbesuch

Wenn Schwitzen zur Belastung wird

Schwitzen ist lebensnotwendig. Es hilft uns dabei, unsere Körpertemperatur zu regulieren und so eine gefährliche Überhitzung zu vermeiden - dafür sind über drei Millionen Schweißdrüsen zuständig. Schwitzen wir jedoch deutlich mehr als normal und notwendig, dann spricht man von einer Hyperhidrose. (Das Gegenteil ist die Hypohidrose, bei der Betroffene deutlich weniger als normal schwitzen.) 

Das Hauptsymptom der Hyperhidrose ist die übermäßige Schweißbildung. Sie kann an bestimmten Körperstellen auftreten (fokale Hyperhidrose) oder am gesamten Körper (generalisierte Hyperhidrose). Besonders häufig sind die Achseln, Handflächen oder Fußsohlen betroffen.

Zu welchem Arzt mit Hyperhidrose?

Die richtige Anlaufstelle bei Hyperhidrose ist dein Dermatologe oder deine Dermatologin. Nach der genauen Diagnose werden die für dich passenden Behandlungsoptionen besprochen. Je nach Schweregrad und betroffenem Areal können dir verschiedene Therapien helfen: von lokal aufgetragenen Mitteln über Tabletten bis hin zu Botox-Injektionen oder einer Operation (mehr dazu unten). 

Ursachen für Hyperhidrose

Die genauen Ursachen der (primären) Hyperhidrose sind noch nicht vollständig erforscht (1). Laut Studien spielt Vererbung (1) ein wichtige Rolle, daneben werden bestimmte anatomische Gegebenheiten wie z. B. große "Duftdrüsen" (apokrine Schweißdrüsen) (2) oder vermehrte Nervenzellen (Ganglienzellen) (3) als begünstigend vermutet. 

Hyperhidrose kann auch als Symptom anderer Erkrankungen auftreten. In so einem Fall spricht man von einer sekundären Hyperhidrose. Mögliche Ursachen hierfür sind z. B. Herz- und Lungenerkrankungen, Infektionskrankheiten, Krebs, neurologische, hormonelle oder Stoffwechselerkrankungen (4). Daneben können Medikamente, Drogenmissbrauch (4) sowie Übergewicht, Schwangerschaft, Stress u. v. m. zu verstärktem Schwitzen führen.

Diagnose der Hyperhidrose: So wird getestet 

Entscheidend für die Diagnose ist das ärztliche Gespräch, in dem du deine Symptome und ihr Auftreten genau beschreibst. Wichtig ist auch, dass du sonstige Beschwerden und Erkrankungen anführst, da sie mit der Hyperhidrose zusammenhängen könnten. Aus dem Gespräch ergeben sich wichtige Hinweise für deine:n Ärzt:in. 

Eine gute Ergänzung für die Diagnose sind bestimmte Testverfahren: Die so genannte Gravimetrie etwa kommt zum Einsatz, wenn die Hyperhidrose in einem bestimmten Areal (fokal) auftritt, wie z. B. unter den Achseln oder an den Handflächen (1). Mit der Gravimetrie wird die Schweißmenge ermittelt: Dazu wird Filterpapier auf die betroffene Stelle gelegt (z. B. in die Achselhöhlen geklemmt) und nach einer bestimmten Zeit wieder entfernt und gewogen. 

Dein:e Ärzt:in kann auch den Jod-Stärke-Test anwenden: Hierbei wird eine Jodlösung auf das betroffen Körperareal aufgetragen und anschließend Stärkepulver darauf verteilt. Bei Schweißkontakt verfärbt sich diese Mischung. In manchen Fällen bzw. um andere Erkrankungen auszuschließen, können auch Bluttests oder andere körperliche Untersuchungen notwendig sein. 

Hyperhidrose Behandlung: Diese "Hausmittel" und Produkte können helfen

Je nach Schweregrad der Hyperhidrose und nach individuellem Fall sind unterschiedliche Behandlungen empfohlen. Bei der besonders häufigen axillaren Hyperhidrose (Achseln) kannst du zunächst Antiperspirantien/Antitranspirante ausprobieren: Das sind Produkte in Deo-, Schaum- oder Creme-Form, die die Schweißbildung reduzieren. Antiperspirantien blockieren die Öffnungen der Schweißdrüsen und reduzieren so die Schweißproduktion (2). Wichtig zu wissen: Diese Produkte behandeln nicht die Ursache der Schwitzstörung und können auch die Symptome nur in milden Fällen von Hyperhidrose lindern.

Du kannst auch selbst einiges tun, um das Schwitzen zu reduzieren.
Ein paar Tipps:

  • Trage luftige Kleidung, die nicht eng anliegt.
  • Wähle bei deiner Kleidung Materialien, die atmungsaktiv sind und Schweiß aufsaugen: z. B. Baumwolle oder Leinen.
  • Meide synthetische Materialien.
  • Bei Fußschweiß: Trage Baumwollsocken und nach Möglichkeit keine komplett geschlossenen Schuhe.
  • Bei Fußschweiß: Wechsle deine Schuhe häufig und wähle Naturmaterialien wie Leder.
  • Vermeide Gewohnheiten, die dich zusätzlich ins Schwitzen bringen: z. B. scharfes Essen oder Alkohol (7).

Hyperhidrose Behandlung: orale Medikamente, Botox Injektionen und mehr

Reichen Hausmittel und Antiperspirantien nicht aus, so stehen viele andere Behandlungsoptionen bereit. Eine Option sind Anticholinergika: Die Arzneimittel hemmen die Aktivierung der Schweißdrüsen. Sie können als Cremes aufgetragen oder in Tablettenform eingenommen werden.

Als sehr wirksam bei Hyperhidrose gilt die Injektionsbehandlung mit Botox. Dabei werden an mehreren Stellen des betroffenen Areals kleine Mengen Botox (Botulinumtoxin) gespritzt, welches die Aktivierung der Schweißdrüsen hemmt. Diese Behandlungsmethode wird besonders in der Achselregion angewendet (2). Die Wirkung der Botox Behandlung hält einige Monate an, danach kann sie wiederholt werden. Mehr zur Behandlung mit Botox.

Eine weitere Behandlungsmethode ist die Iontophorese: Dabei wird die Haut befeuchtet und über Elektroden schwacher elektrischer Strom eingeleitet. Dadurch wird das Schwitzen reduziert (5). Die Iontophorese wird vor allem bei Hyperhidrose der Handflächen und Fußsohlen eingesetzt, kann mit speziellen Elektroden aber auch im Achselbereich angewendet werden (2).

Weitere lokale Anwendungen sind z. B. die Radiofrequenz–, Mikrowellen– und Ultraschalltherapie (2). Bei diesen Behandlunge wird Wärme erzeugt, die die Schweißdrüsen schädigt. In Folge wird weniger Schweiß produziert. 

Operation bei Hyperhidrose: Diese Möglichkeiten gibt es

Als letzte Instanz, wenn andere Behandlungen nicht ausreichend erfolgreich waren (6), kann eine Operation in Frage kommen. Die häufigsten OP-Methoden bei Hyperhidrose sind die Kürettage bzw. Saugkürettage, die v. a. bei Hyperhidrose im Achselbereich angewendet wird, und die Thorakale Sympathektomie. Bei der Kürettage werden die Schweißdrüsen der Achseln ausgeschabt und entfernt. Bei der Thorakalen Sympathektomie werden bestimmte Nervenfasern durchtrennt oder blockiert. Die Schweißdrüsen können nicht oder nur mehr deutlich weniger aktiviert werden (2).

Mit Hyperhidrose musst du nicht leben. Du kannst etwas dagegen tun. Lass dich in deiner dermatologischen Praxis beraten!