Blasenentzündung bei der Frau: Wie hilft ein Antibiotikum?

Eine Blasenentzündung muss nicht immer mit einem Antibiotikum behandelt werden. In manchen Fällen ist die Einnahme jedoch erforderlich, um die Beschwerden grundlegend zu behandeln.

Antibiotikum nicht mehr Standard-Therapie

Die Behandlung mit Antibiotika galt lange Zeit als Standardtherapie bei einer akuten Blasenentzündung. Zwar töten Antibiotika die erkrankungsverursachenden Bakterien in der Regel effektiv und rasch ab (bzw. hemmen deren Wachstum) und führen so zu einer Beschwerdelinderung, doch gerät der breite Einsatz von Antibiotika aufgrund immer häufiger werdenden Resistenzen zunehmend in Kritik. Darum wird versucht, die Antibiotika-Gabe bei unkompliziert verlaufenden, akuten Blasenentzündungen mit leichten oder mäßigen Symptomen möglichst zu reduzieren und, sofern passend, auf Alternativen (z. B. Schmerzmittel zur Symptomlinderung) zu setzen (AWMF/DEGAM 201). Dennoch bleiben Antibiotika eine überaus wichtige Waffe im medizinischen Arsenal und sind in bestimmten Fällen der akuten Zystitis – etwa bei großem Leidensdruck oder bei fehlender Wirksamkeit anderer Behandlungsoptionen – nicht zu ersetzen.

Wie lange wird das Antibiotikum eingenommen?

Ist die antibiotische Behandlung angemessen, so sollte bei akuter Erkrankung eine Kurzzeittherapie erfolgen – die AWMF/DEGAM-Leitlinie empfiehlt eine Therapiedauer von nur ein bis drei Tagen (spezielle Antibiotika eignen sich zur Einmalgabe). In der Regel zeigt sich bei unkomplizierten, akuten Erkrankungsverläufen während der Behandlung eine sehr rasche Besserung der Symptome (z. B. verstärkter Harndrang, Schmerzen beim Wasserlassen). Studien (SIGN 2020, Gágyor 2015) beschreiben, dass die Resolution der Symptome im Schnitt schneller eintritt (nach 2-5 Tagen) als bei der Behandlung mit vergleichbaren Behandlungsoptionen, z. B. Schmerzmittel (nach 4-6 Tagen). Die bei einer unkomplizierten Blasenentzündung empfohlenen Wirkstoffe sind Nitrofurantoin, Nitroxolin, Pivmecillinam, Fosfomycin-Trometamol und Trimethoprim (AWMF/DEGAM 2018). Bei jeder antibiotischen Therapie gilt zu beachten, dass die Einnahme (Dauer, Zeitabstände etc.) unbedingt wie vorhergesehen erfolgen muss. Bei unsachgemäßer Einnahme erhöht sich das Risiko für Resistenzen entscheidend und die Wirksamkeit wird reduziert. Häufige Nebenwirkungen der Antibiotika-Einnahme sind Beschwerden des Verdauungstrakts.

Wenn das Antibiotikum nicht wirkt

Bei wiederkehrenden Harnwegsinfekten bzw. dann, wenn das Antibiotikum der (ersten) Wahl nicht wirkt, sollte eine Urinkultur für die Erregerdifferenzierung mit Antibiotika-Resistenz-Bestimmung durchgeführt werden - z. B. in der gynäkologischen Praxis. So kann festgestellt werden, welches Antibiotikum im individuellen Fall wirkt und welches nicht (= Resistenz). Weiters sollte das mögliche Vorhandensein sexuell übertragbarer Infektionen (z. B. Chlamydien, Gonorrhoe) mittels Abstrich überprüft werden. Wird letzteres nachgewiesen, so ist eine antibiotische Behandlung beider Sexualpartner:innen erforderlich. 

Langzeit-Prävention

Bei häufig wiederkehrenden (rezidivierenden) Blasenentzündungen kann auch eine antibiotische Langzeittherapie angedacht werden. Diese kann sich über drei bis sechs Monate erstrecken und dient der Vorbeugung von Rückfällen. Auch eine präventive Einmalgabe eines Antibiotikums ist möglich – nämlich dann, wenn die rezidivierende Blasenentzündung im eindeutigen Zusammenhang mit Geschlechtsverkehr steht. In einem solchen Fall wird nach dem Geschlechtsverkehr (postkoital) eine Dosis eines antibiotischen Mittels eingenommen. Auf lange Sicht kann diese Art der Anwendung die Frau vor Rezidiven (Rückfällen) bewahren und die Notwendigkeit längerer Antibiotika-Therapien bzw. den Antibiotikaverbrauch stark senken. Da es eine breite Palette an Antibiotika gibt, sollte das konkrete Produkt für die Langzeitprophylaxe bzw. für die postkoitale Prophylaxe unbedingt individuell auf die Frau abgestimmt und fachärztlich verordnet werden. Andernfalls kann es zu Komplikationen, Allergien oder Resistenzen kommen.